SIGAMUSIC - Vom Bodyguard zum Popstar

Windischer Nachwuchs-Rapper will auf die ganz grosse Bühne

Windisch Morish (25) wird Back-up-Rapper von Musiker Siga – der erste Auftritt steht bevor
«Musik ist meine Medizin und ich bin mein eigener Therapeut, wenn ich Texte schreibe.» Das sagt der Windischer Rapper Morish (25), der gerade dabei ist, den nächsten Schritt in seiner Karriere zu machen. Wir treffen ihn gemeinsam mit seinem Förderer, Rapper Siga aus Dietikon, in der EG Bar auf dem Campusgelände. Für Morish, ganz in schwarz gekleidet, ist es das erste Interview überhaupt. Doch von Nervosität keine Spur. Es sprudelt nur so aus ihm heraus, wenn er über seine grosse Leidenschaft, die Musik, spricht. Morish ist als Einzelkind in Windisch aufgewachsen. Die Kindheit und die Jugendjahre sind nicht einfach. Geholfen hat ihm in dieser Zeit der Hip-Hop. Eminem und 50 Cent haben ihn mit ihren Rhymes durch schwere Zeiten begleitet. Das musikalische Talent des jungen Mannes mit Wurzeln in Sri Lanka entdeckt ein Oberstufenlehrer. Für ein Schulprojekt setzt sich Morish ans Keyboard und spielt auf Anhieb Melodien nach, ohne Noten lesen zu können. Zu Hause übt er den Song «Apologize» von Timbaland feat. OneRepublic ein. In der Schule nimmt der Lehrer eine Sequenz auf, in der Morish zusätzlich singt. Und der Lehrer ist begeistert ob der Stimme, beginnt, Morish zu fördern. «Mach etwas daraus, du kannst das», ermuntert der Lehrer. «Ich wusste bis dahin gar nicht, dass ich singen kann», sagt Morish. Üben bis es perfekt ist Morish beginnt, selber Texte zu schreiben. «In diesen kann ich meine Gefühle offenbaren», sagt er. «Andere gingen ins Fitness, ich habe gerappt.» Er übt bis zur Perfektion. Wenn der Rap nach zwei Stunden nicht sitzt, dann übt er nochmals zwei Stunden und dann nochmals zwei Stunden. Morish ist einer, der gerne alles gibt. Aufgeben ist für ihn keine Option. «Ich rappe, bis die Emotionen draussen sind.» Und wie er das tut: in atemberaubender Geschwindigkeit, exakt und bei «Rap God» steht er Eminem in nichts nach. Das Rappen hilft Morish auch während seiner Lehrzeit als Automatikmonteur. Denn er merkt rasch, dass ihm dieser Beruf nicht zusagt. Weil er aber einen Abschluss will, beisst er durch. Heute arbeitet Morish als Praktikant in der Jugendarbeit in Bassersdorf ZH. Später will er die höhere Fachschule besuchen und Sozialpädagoge werden. «Der Kontakt mit Menschen sagt mir mehr zu, als mit Maschinen.» Gleichzeitig treibt er seine musikalische Karriere voran. Was ihm wichtig ist: Von Gangsta-Rap hält er nichts. Er verzichtet auf sexistische, drogenverherrlichende Texte. Setzt stattdessen auf Tiefgründigkeit, auf Gesellschaftskritik, auf sinnvolle Botschaften. «Mir hat die Musik in schweren Zeiten geholfen», sagt Morish. «Ich hoffe, dass ich mit meinen Texten anderen genauso helfen kann.» Auf Instagram postet er Coversongs, um seine Musik bekannter zu machen. Längst nicht nur Rap, sondern auch Songs von Ed Sheeran, Sam Smith oder gar Frank Sinatra. Gebärdensprache auf der Bühne Im Internet stösst Morish auf den Deutschen Rapper Siga, der heute in Dietikon ZH wohnt. Bekannt ist Siga dafür, dass er seine Songs auf der Bühne live in Gebärdensprache übersetzen lässt. «Das hat mich beeindruckt», sagt Morish. Vor gut fünf Monaten fasst er sich ein Herz und nimmt mit Siga Kontakt auf. Es verstreicht einige Zeit, dann meldet sich der Rapper, die beiden treffen sich. Die Chemie stimmt. Über Musik sprechen sie kaum. Siga gibt Morish ein paar Lyrics mit zum Üben. Bereits am nächsten Tag schickt ihm der junge Windischer eine Aufnahme, wie er den einen Text bereits auswendig rappen kann. «Dieses Hungrige, dieses Kreative von Morish hat mich überzeugt», sagt Siga. Die Entscheidung fällt: Morish wird Back-up-Rapper von Siga, profitiert von dessen Erfahrung. Der erste gemeinsame Auftritt steht übermorgen Freitag am Stadtfest in Dietikon an, dabei darf Morish während fünf Minuten seine eigenen Songs präsentieren. «Der Respekt davor ist gross, die Freude aber riesig», sagt er. Ein eigenes Album will er nächstes Jahr herausbringen. Er träumt aber noch von viel mehr. Von der ganz grossen Bühne. Vom ganz grossen Erfolg. Davon, von der Musik leben zu können. Von Kritikern beirren lässt er sich nicht. Denn aufgeben ist für Morish keine Option.

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